
Die meisten Länder der Karibik und Mittelamerikas sind vor allem für weiße Strände und türkisfarbenes Wasser bekannt. Dass in vielen dieser tropischen Regionen auch einige der berühmtesten Spezialitätenkaffees der Welt angebaut werden, wissen jedoch nur wenige. Die tropischen Bedingungen der äquatorialen Urlaubsparadiese eignen sich nicht nur für den Tourismus, sondern auch ideal für den Kaffeeanbau. Für viele der kleinen, wirtschaftlich meist schwächeren Länder ist Kaffee eine wichtige Einnahmequelle – ein Weg, Kapital ins Land zu holen und den Lebensunterhalt zu sichern. Nicht wenige Staaten sind heute auf die Kultivierung des „schwarzen Goldes“ angewiesen.
Costa Rica
Land und Leute
Nicht ohne Grund wird Costa Rica als die „Schweiz Lateinamerikas“ bezeichnet. Verglichen mit seinen Nachbarstaaten begann das Land schon früh, sozialpolitische Reformen umzusetzen, und kann auf eine lange, stabile Demokratie zurückblicken. Zwischen Nicaragua und Panama gelegen, zwischen Karibik und Pazifik eingebettet, gilt Costa Rica als das fortschrittlichste Land der Region. Über ein Viertel der Landesfläche steht heute unter Naturschutz, und nahezu 100 % der Energie stammen aus erneuerbaren Quellen. Bildung genießt einen hohen Stellenwert, und verglichen mit den Nachbarländern gilt Costa Rica auch als besonders sicheres Reiseziel.
Costa Rica liegt in den äquatorialen Breitengraden und verfügt über ein ganzjährig tropisches Klima, das sich durch ausgeprägte Trocken- und Regenzeiten auszeichnet. Mit unterschiedlichen klimatischen Bedingungen auf beiden Seiten der zentralen Gebirgskette, zahlreichen Hochebenen, Urwäldern, Sümpfen und weißen Stränden bietet Costa Rica vielfältige Voraussetzungen für den Kaffeeanbau.
Kaffeeanbau in Costa Rica
Bekannt ist Costa Rica für verschiedene, gute bis sehr gute Arabica-Sorten. Einige ganz besondere Varietäten, wie Caturra und Villa Sarchí, wachsen fast ausschließlich hier. Das progressive Landwirtschaftsministerium hat den Anbau der oft als minderwertig geltenden Robusta-Bohnen vollständig verboten und stellt zunehmend strengere Anforderungen an die Bauern, die Kaffee kultivieren. Wie auch beim wichtigsten Exportgut des Landes – den Bananen – steigt der Standard bei der Kaffeeproduktion stetig. Umweltschutz, Nachhaltigkeit sowie der Verzicht auf Pestizide und künstliche Dünger sind erklärte Langzeitziele der Regierung.
Da Costa Rica ein sehr abwechslungsreiches Land ist, finden sich dort hunderte unterschiedliche Sorten und Varietäten von Arabica-Kaffee. Besonders die fruchtbaren Hänge der Vulkane, deren Böden durch Vulkanasche besonders nährstoffreich sind, sind bei den Bauern beliebt. Überall in den Bergen existieren kleine Kooperativen und Familienbetriebe, die ihren eigenen Kaffee anbauen. Kaffee ist heute das zweitwichtigste Exportgut Costa Ricas und wird vor allem in die USA, nach Deutschland und andere europäische Länder exportiert.
Die Kaffees Costa Ricas
Alle Kaffees des Landes über einen Kamm zu scheren, würde der Vielfalt und den charakteristischen Unterschieden der in Costa Rica angebauten Sorten nicht gerecht. 100 % sortenreinen Arabica aus Costa Rica, wie ihn beispielsweise Caffè New York röstet, findet man selten. Dennoch enthalten viele italienische Mischungen Bohnen aus dem sonnigen Land. Bekannt sind sie vor allem für ihre feinen, vielschichtigen Aromen: von exzellentem Körper über fruchtige Noten bis hin zu einer milden Säure und einem harmonischen Abgang – Costa Rica hat alles zu bieten.
Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit werden die Bohnen nass oder halbtrocken aufbereitet, nachdem sie – je nach Region – zwischen Juli und Februar geerntet wurden. Obwohl das Land insgesamt sehr fortschrittlich ist, werden insbesondere in den unwegsamen Gebirgsregionen die meisten Bohnen von Hand gepflückt und häufig auch manuell sortiert.
Dominikanische Republik
Die Dominikanische Republik, die viele vor allem als paradiesisches Urlaubsziel kennen, kam bereits Anfang des 18. Jahrhunderts durch die damaligen Besatzungsmächte mit dem Kaffeeanbau in Berührung. Lange Zeit wurde das Land, das sich die Insel Hispaniola mit dem Nachbarn Haiti teilt, im Kaffeeanbau jedoch von eben diesem übertroffen.
Zeitweise war Haiti sogar für rund die Hälfte der weltweiten Kaffeeproduktion verantwortlich. Nach der Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Spanien verarmte das Land jedoch rapide, und die Kaffeeproduktion ging stark zurück. Dadurch konnten andere Länder, die den Anbau zunehmend industrialisierten, den Markt für sich gewinnen – unter ihnen auch die idyllische Dominikanische Republik.
Kaffeeanbau in der Dominikanischen Republik
Der kleine Inselstaat zwischen Karibik und Atlantik bietet mit seinem tropischen Klima und den weitläufigen Gebirgen ideale Bedingungen für den Anbau von Arabica-Bohnen. Während der Norden des Landes vor allem für Touristen interessant ist, gedeihen an den Hängen der bis zu 3.000 Meter hohen Berge einige der beliebtesten Varianten der Arabica-Pflanze.
Lange Zeit wurde der Kaffeeanbau vom Zuckerrohr überschattet – große Plantagen gab es kaum. Das bergige, schwer zugängliche Gelände führte dazu, dass sich viele kleine Familienfarmen bildeten, die sich zu Kooperativen zusammenschließen und gemeinsam versuchen, Spitzenkaffees zu erzeugen.
Nationale Wettbewerbe, bei denen Bauern aus verschiedenen Regionen ihre besten Kaffees präsentieren, fördern die Vielfalt und steigern die Qualität der Erzeugnisse. Die Dominikaner haben sich dem Ziel verschrieben, hochwertige Spezialitätenkaffees zu produzieren – und sie sind stolz auf das, was sie vor allem in den letzten zwei Jahrzehnten erreicht haben. Der Kaffeehandel gewinnt zunehmend an Bedeutung, und auch im Inland wächst die Begeisterung für das „schwarze Gold“. Mittlerweile sind die Dominikaner nach den USA sogar die größten Abnehmer ihres eigenen Kaffees.
Die Kaffees der Dominikanischen Republik
Besonders bekannt sind die Ocoa- und Juncalito-Sorten der Arabica-Pflanze, die von Kennern wegen ihrer ausgewogenen Milde und nussig-schokoladigen Aromen geschätzt werden. Bemerkenswert ist, dass der Großteil der in der Dominikanischen Republik produzierten Kaffees biologisch angebaut und Fair-Trade-zertifiziert ist.
Übrigens: Die Dominikanische Republik ist nicht nur für ihren Kaffee, sondern auch für ihre feinste Schokolade berühmt!
El Salvador
„Strictly High Grown“ ist der beste Kaffee, den El Salvador zu bieten hat. Auch wenn er nicht immer mit der Qualität Costa Ricas oder Guatemalas mithalten kann, macht sich das kleine Land zunehmend einen Namen.
El Salvador ist etwa so groß wie Hessen und hat rund sieben Millionen Einwohner, womit es das am dichtesten bevölkerte Land Mittelamerikas ist. Für Touristen hat es viel zu bieten: Traumstrände an der Pazifikküste, dichte Regenwälder, spektakuläre Gebirge, Wasserfälle und eine lebendige Kultur.
Wer der gewundenen Ruta de Las Flores folgt, erkennt schnell, dass der Kaffeeanbau tief in der Kultur verwurzelt ist. Die Bauern sind stolz auf die Bohnen, die sie produzieren.
Kaffee-Anbau in El Salvador
El Salvador ist ein sehr bergiges Land. Die notwendige Infrastruktur für den industriellen Kaffeeanbau ist größtenteils nicht vorhanden, weshalb der Kaffee fast ausschließlich von Kleinbauern angebaut wird und die meisten Arbeitsschritte von Hand erfolgen. Künstlicher Dünger, der im Verhältnis zum Einkommen der Bauern teuer ist, wird meist nicht verwendet. Ende des 19. Jahrhunderts war El Salvador der größte Kaffeeproduzent der Welt, und Kaffee wurde zu einem wichtigen Bestandteil der Kultur. Auch heute wird der Anbau von Kaffee als Kunst betrachtet: Die Bauern achten auf die Qualität und erzielen regelmäßig Spitzenqualitäten.
Angebaut werden ausschließlich Arabica-Pflanzen, vor allem an den Hängen der Apaneca-Llamatepec-Region, die dem Pazifik zugewandt sind. Große Temperaturschwankungen erschweren den Anbau im Landesinneren, da El Salvador für sein eigenwilliges Klima bekannt ist. Vorwiegend werden die Sorten Bourbon, Pacas und Pacamara kultiviert. Aufgrund der teils sehr steilen Berghänge kann Bodenerosion in Monokulturen ein Problem sein. Durch Mischkulturen mit Bananen, Obst und anderen Nutzpflanzen wird die Erosion reduziert und gleichzeitig der für das Gedeihen vieler Kaffeevarianten notwendige Schatten gespendet.
Die Kaffees El Salvadors
Die Kaffees El Salvadors gelten als besonders harmonisch und mild. Die Aromen reichen von Schokolade über Zitrus bis hin zu fruchtiger Süße. Mit zurückhaltender Säure und einem angenehmen, lang anhaltenden Abgang wird der Kaffee mittlerweile weltweit geschätzt.
Guatemala
Guatemala ist ein Land, das vom Bürgerkrieg schwer erschüttert wurde. Auch wenn sich die Lage heute etwas stabilisiert hat, leidet das Land noch immer unter den Folgen der Unruhen. Vor dem Bürgerkrieg war Guatemala als Produzent exzellenter Kaffees bekannt. Viele Anbaugebiete wurden jedoch zerstört, sodass das Land heute langsam, aber stetig versucht, zu seiner alten Kaffeeanbau-Kunst zurückzufinden. Kaffee ist ein bedeutender Zweig der Landwirtschaft, lediglich vom Tourismus und der Textilindustrie übertroffen.
Kaffee-Anbau in Guatemala
Der gute Ruf des guatemaltekischen Kaffees veranlasste die USA, den Wiederaufbau der Kaffeeproduktion finanziell zu unterstützen. Heute werden vermehrt leichter verkäufliche Arabicas angebaut. Auf die Wurzeln der im Krieg zerstörten Robusta-Pflanzen werden Arabicas gepfropft, sodass die Robustheit der Coffea Canephora mit der hohen Bohnenqualität der Arabica kombiniert werden kann.
Über die Hälfte des Landes ist gebirgig. Unter anderem bietet der Vulkan Tajumulco, die höchste Erhebung Mittelamerikas, durch fruchtbare Vulkanasche, tropisches Klima und ausreichende Niederschläge hervorragende Bedingungen für den Kaffeeanbau. Angebaut werden hauptsächlich Bourbon und Caturra, in den Tiefebenen außerdem kleinere Mengen Robusta.
Die Kaffees Guatemalas
Aufgrund der vielfältigen Anbaugebiete und Bedingungen lässt sich guatemaltekischer Kaffee nicht pauschal beschreiben. Besonders beliebt ist unter anderem der Antigua-Kaffee. Typisch für Guatemala sind rauchige Würze und teilweise prominente Säuren. Für seine Intensität und seinen kräftigen Körper wird er geschätzt: Der Geschmack bleibt lange im Mund, ohne unangenehm zu werden. Je nach Anbaugebiet lassen sich zahlreiche Aromen entdecken, üblich sind Noten von Schokolade, Karamell oder fruchtigen Nuancen.
Hawaii
Hawaii ist für vieles bekannt: Surfen, türkisblaues Wasser, weiße Strände und Partys unter Kokosnusspalmen. Wenig bekannt ist jedoch, dass Hawaii das einzige Kaffeeanbaugebiet der Welt ist, das zu einem westlichen Industriestaat gehört. Bereits 1817 wurde die Kaffeepflanze aus Brasilien in den 50. Bundesstaat der USA eingeführt und angebaut.
Anfangs gestaltete sich der Anbau schwierig, später wurden viele Plantagen durch Schädlinge beeinträchtigt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts mussten deshalb die meisten Kaffeeplantagen Zuckerrohr weichen. Die wenigen, die den Kaffeeanbau hartnäckig weiterverfolgten, erkannten schnell, dass die Bedingungen auf Hawaii ideal für den Kaffeeanbau sind. Nachdem sich die Weltmarktpreise nach dem Zweiten Weltkrieg stabilisiert hatten, begann der Kaffeeanbau auf Hawaii richtig zu florieren.
Kaffeeanbau auf Hawaii
Hawaii besteht aus mehreren kleineren Inseln vulkanischen Ursprungs. Mit tropischem Klima und den nachmittags zuverlässig den Himmel bedeckenden Wolken bietet die Inselgruppe ideale Voraussetzungen für das Gedeihen der Kaffeepflanzen. Tatsächlich ist Hawaii eines der ertragreichsten Anbaugebiete der Welt, nirgendwo sonst gedeihen anspruchsvolle Arabica-Pflanzen so gut. Verantwortlich dafür sind die außergewöhnlich fruchtbare Vulkanerde und das ideale Klima.
Angebaut werden Arabicas der Varietäten Caturra und Typica sowie der weltberühmte Kona-Kaffee. Kona-Kaffee wird in einer nur dreißig mal drei Meter messenden Region auf Hawaiis „Big Island“ kultiviert und ist für die ungewöhnliche Größe und herausragende Qualität seiner Bohnen bekannt. Mit über hundert Euro pro Kilogramm zählt er zu den teuersten Kaffees der Welt.
Auch die anderen Kaffees der hawaiianischen Inseln sind sehr hochpreisig. Da Hawaii Teil der USA ist, richten sich die Löhne der Plantagenarbeiter sowie die Preise für Düngemittel, Maschinen und Transport am US-amerikanischen Niveau aus. Die Produktion von Kaffee ist daher sehr teuer. Aufgrund dieser Exklusivität ist hawaiianischer Kaffee in normalen Espresso-Mischungen nur selten anzutreffen.
Die Kaffees Hawaiis
Geschmacklich werden die Bohnen als besonders vollmundig und sanft beschrieben. Ganz besondere Aromen wie Zimt, Vollmilchschokolade, Karamell und Trockenfrüchte machen Kona-Kaffee zum spannendsten Kaffee der Inselgruppe. Echte Fans schwören darauf, ihn mit der „Cold-Drip“-Methode zuzubereiten.
Honduras
Honduras ist das bedeutendste Kaffee-Land Mittelamerikas. Mit Maya-Tempeln, karibischer Küste, dichten Regenwäldern und weltbekannten Tauchrevieren lockt das Land Touristen an. Die politische Lage erschwert jedoch sowohl den Tourismus als auch den Kaffeeanbau: Unruhen und Kriminalität belasten das ohnehin relativ arme Land. Rund 80 % der Einwohner leben unterhalb der Armutsgrenze.
Kaffeeanbau in Honduras
Dank tropischem Klima und abwechslungsreicher, gebirgiger Landschaft bietet Honduras gute Bedingungen für den Kaffeeanbau. Die Kultivierung der Pflanzen begann bereits Anfang des vorletzten Jahrhunderts, als die Kolonialisten bemerkten, dass die Hochlandebenen hervorragenden Kaffee hervorbringen können.
Der größte Teil der Kaffeeplantagen ist heute im Besitz US-amerikanischer Großbauern. Diese bauen in großen Monokulturen Kaffee von guter bis minderwertiger Qualität an. Hohe Niederschläge erschweren zusätzlich die trockene Aufbereitung, sodass schlechte Chargen nicht selten sind. Die lokale Bevölkerung profitiert davon kaum: Während Großgrundbesitzer mehr als die Hälfte der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche brachliegen lassen, verfügen viele kleine Bauern über zu wenig Land, um sich selbst zu versorgen – einige besitzen gar kein Land und müssen als Wanderarbeiter überleben. Eine Initiative zur Umverteilung ungenutzter Flächen scheiterte.
Die Kaffees Honduras
Dank neu gegründeter kleiner Initiativen, die vom Fair Trade profitieren, entwickelt sich der Kaffeeanbau in Honduras dennoch langsam weiter. Vor allem hier sind Direct-Fair-Trade-Kooperationen die einzige Möglichkeit, nachhaltig zu helfen. Für guten Kaffee ist insbesondere die Region „Marcala“ bekannt. Besonders die „Strictly High Grown“-Arabicas, die bis zu 2.000 Meter über dem Meeresspiegel wachsen, genießen einen guten Ruf. Angenehme Säure und besonders feine, würzige Aromen wie Nuss, Frucht und Holz sind typisch für die honduranischen Arabicas.
Jamaika
Obwohl Kaffee keinen besonders großen Teil der jamaikanischen Wirtschaft ausmacht, ist er weltweit bekannt. Vor allem der Jamaica Blue Mountain hat sich als Spitzenkaffee einen Namen gemacht und wird dementsprechend zu Spitzenpreisen verkauft. Wer den zweitteuersten Kaffee der Welt probieren möchte, muss mit mehr als 120 Euro pro Kilo rechnen.
Die Geschichte des jamaikanischen Kaffees ist überraschend lang. Bereits 1728 brachte der damalige Gouverneur die erste Pflanze auf die Insel, und hundert Jahre später produzierte Jamaika bereits 15.000 Tonnen Rohkaffee. Aufgrund verschiedener Faktoren – etwa der Verschlechterung der Handelsbeziehungen zu den Abnehmerstaaten und der Erosion durch monokulturelle Plantagen – ging die Produktion jedoch deutlich zurück. Heute exportiert Jamaika vor allem Zucker und Rum und lebt vom Tourismus. Ende des 19. Jahrhunderts begannen Bemühungen, dem jamaikanischen Kaffee seinen guten Ruf zurückzugeben. Es wurden mehrere Gesetze erlassen, die schließlich zur Einrichtung der heutigen Kaffeebehörde führten.
Kaffeeanbau in Jamaika
Jamaikas Gebirge eignet sich hervorragend für den Kaffeeanbau. Das Land liegt in einer tropischen Klimazone und verfügt im Vergleich zu vielen anderen Kaffeeanbaugebieten über eine gute Infrastruktur sowie eine Kaffeebehörde, die die strikte Einhaltung von Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstandards überwacht.
Die Arabica-Sorten, die hauptsächlich in der Mitte des Landes in den Bergen angebaut werden, erreichen Spitzenqualität. Neben der Typica-Varietät ist vor allem der Blue Mountain Kaffee bekannt, der als Aushängeschild der jamaikanischen Kaffees gilt. Wie beim Champagner darf sich nur Kaffee, der aus einer klar definierten Region stammt, „Blue Mountain“ nennen. Zwischen 910 und 1.700 Metern Höhe wächst er an den Hängen der Blue Mountains. Der Name leitet sich vom bläulichen Nebel ab, der morgens oft vor den Berghängen steht. Der Nebel hält die Kaffeepflanzen kühl und sorgt für ein gleichmäßiges Klima.
Die Kaffeekirschen benötigen dadurch fast doppelt so lange zum Reifen – bis zu zehn Monate. Die hier besonders groß werdenden Kirschen werden von Hand geerntet, sorgfältig sortiert, von der Kaffeebehörde bewertet und zumeist nach Japan exportiert. Der Blue Mountain wird ausschließlich vor Ort geröstet und nicht wie andere Kaffees in Säcken, sondern in Holzfässern transportiert.
Jamaikanischer Kaffee
Der Blue Mountain zeichnet sich durch einen besonders vielfältigen und spannenden Geschmack aus. Mit vollem Körper, angenehmer Süße, geringer Säure und zahlreichen feinen Aromen bietet er ein einzigartiges Geschmackserlebnis.
Kuba
Kubanische Zigarren kennt jeder – aber kubanischer Kaffee? Zumindest in Deutschland ist er eine Seltenheit. Die Geschichte des Kaffees in Kuba ist mindestens so turbulent wie die Geschichte des Landes selbst. Ende des 18. Jahrhunderts tobten Unruhen und Sklavenaufstände in der Karibik. Französische Farmer sahen sich gezwungen zu fliehen und landeten schließlich – mit Kaffee und einigen Setzlingen im Gepäck – in Kuba.
Schnell stellte man fest, dass Kuba mit seinem tropischen Klima und den zahlreichen, bergigen Inseln hervorragende Bedingungen für den Kaffeeanbau bietet. So begann die kubanische Kaffeeproduktion. Vor allem bis zur kubanischen Revolution in den 1950er Jahren exportierte Kuba große Mengen Kaffee, Zuckerrohr und Tabak. Durch Handelsembargos und die Verschiebung globaler Handelsbeziehungen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion verringerte sich die Exportmenge erheblich. Heute verbleiben fast drei Viertel des kubanischen Kaffees im Land.
Kaffeeanbau in Kuba
Mit außergewöhnlich fruchtbarem Boden und einem ganz eigenen Klima in den Tälern und an den Berghängen der fast 4000 meist recht bergigen Inseln bietet Kuba ausgezeichnete Bedingungen für den Kaffeeanbau. Die meisten Plantagen bestehen überwiegend aus Arabica-Pflanzen; Robusta wird nur selten angebaut. Das gemäßigte Klima in mittleren Hanglagen und das abwechslungsreiche Wetter mit ausreichend Schatten sorgen für gute Bohnen. Allerdings sind nicht alle kubanischen Kaffees qualitativ hochwertig – viele kleine Bauern befinden sich noch in den ersten Jahren der Kultivierung und lernen das Handwerk noch.
Dass der Kaffeeanbau in Kuba wieder Fahrt aufnimmt, ist vor allem den Förderprogrammen der Regierung und Unterstützung aus Ländern wie Vietnam zu verdanken, wo der Kaffeeanbau derzeit ungeahnte Ausmaße annimmt. Nennenswerte Mengen werden erst seit den 2000er-Jahren erreicht.
Kubanischer Kaffee
Vor allem kleine Direct-Fair-Trade-Partner vertreiben kubanischen Kaffee in Deutschland. In normalen Espresso-Mischungen ist er eher selten enthalten. Durch die einzigartigen Anbaubedingungen entwickeln einige kubanische Kaffees würzig-rauchige Aromen, die teilweise an Holz oder Tabak erinnern. Besonders bekannt ist der Turquino, ein Spezialitätenkaffee, dessen Geschmack an kubanische Zigarren erinnert.
Die in mittleren Hanglagen langsam reifenden Arabica-Bohnen Kubas zeichnen sich durch vollen Körper und dezente Säuren aus. Durch die lange Reifezeit wird der Kaffee süß und intensiv im Geschmack. Die Kubaner selbst schätzen das besonders: süß, stark, intensiv – und vor allem niemals im Gehen, denn Kaffee bleibt in Kuba ein relativ teures Luxusgut, das sich nicht jeder leisten kann.
Nicaragua
Erstmals kam Nicaragua 1790 mit Kaffee in Berührung. Einige katholische Missionare brachten mehrere Setzlinge mit und bauten geringe Mengen Kaffee für den Eigenbedarf an. Im darauffolgenden Jahrhundert stieg die weltweite Nachfrage nach Kaffee stark an, und die Nicaraguaner begannen, Kaffee in exportfähigen Mengen anzubauen. Bereits 1870 entwickelte sich Kaffee zum wichtigsten Exportgut des Landes.
Wie in vielen mittelamerikanischen Ländern wurde der Kaffeeanbau durch den Bürgerkrieg der 1980er Jahre stark gedämpft. Der Export in die USA wurde verboten, und viele Besitzer von Großplantagen flohen ins Ausland.
Kaffeeanbau in Nicaragua
Dank seines subtropischen Klimas und des in der Landesmitte gelegenen Isabelia-Gebirges bietet Nicaragua hervorragende Bedingungen für den Kaffeeanbau. Etwa zwei Drittel des nicaraguanischen Kaffees werden heute in den Isabelias kultiviert. Hauptsächlich werden hier Arabicas angebaut, insbesondere die beliebten Bourbon- und Pacamara-Varianten. Meist stammen die Pflanzen von kleinen Einfamilienbetrieben, sogenannten Fincas, auf denen die Kaffee-Sträucher in schattigen Mischkulturen gedeihen. Viele dieser Fincas liegen tief im Gebirge und damit teilweise mitten im Urwald; Lasttiere werden daher noch immer als Transportmittel genutzt, da viele Betriebe mit dem Auto nicht erreichbar sind. Aufgrund der einfachen Lebensbedingungen und geringen Einkommen der Bauern sind viele nicaraguanische Bergkaffees unfreiwillig Bio-Produkte – teuren Dünger oder Pestizide können sich die wenigsten leisten.
In den tiefer gelegenen Regionen des Landes sieht die Situation etwas anders aus. Nach dem Bürgerkrieg wurden einige industrielle Großbetriebe, sogenannte Haciendas, wiederbelebt und sowohl mit Arabica- als auch mit Robusta-Pflanzen bepflanzt. Deutschland importiert große Mengen nicaraguanischen Kaffees, ein Großteil davon stammt aus diesen Großbetrieben, wobei die Qualität nicht immer überzeugt.
Die Kaffees Nicaraguas
Trotz der Herausforderungen produziert Nicaragua hervorragende Kaffees, die sogar internationale Wettbewerbe gewinnen. Die Suche nach diesen Spitzenkaffees ist manchmal schwierig, da die Qualität kleiner Betriebe von Jahr zu Jahr variieren kann. Besonders hervorzuheben sind die Schattenkaffees, die an den Hängen der Isabelias in Mischkulturen gedeihen. Durch das gleichmäßig temperierte, schattige Mikroklima entwickeln diese Bohnen ein besonders intensives Aroma. Mit einer Qualität, die durchaus als Spezialitätenkaffee bezeichnet werden kann, überzeugen sie durch angenehme Süße, schokoladige und karamellige Noten sowie einen ausgeprägten Körper bei niedriger Säure.
Panama
Panama ist vor allem aufgrund des Panama-Kanals weltweit bekannt. Mit tropischem Klima, besonders großer Biodiversität, seinem Urwald und weißen Sandstränden lockt das Land auch den einen oder anderen Touristen an.
Als klassisches Kaffeeland kann man Panama eigentlich nicht bezeichnen. Anfang des 18. Jahrhunderts kamen die wertvollen Bohnen mit Siedlern erstmals ins Land und wurden seitdem vor allem im Westen angebaut. Nennenswerte Mengen erreichte der Kaffee-Export dabei nie, auch heute exportiert die kleine Nation nur kleine Mengen. Neben Erdöl, Shrimps, Zucker und anderen Exportgütern gewinnt auch Kaffee in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung und entwickelt sich zu einem wichtigen Wirtschaftszweig.
Kaffeeanbau in Panama
Die meisten Kaffees Panamas werden auf kleinen Plantagen kultiviert. Einheimische Familien, überraschend oft auch Europäer, die meist Nachkommen von am Bau des Panama-Kanals beteiligten Familien sind und gute Bildung genossen haben, betreiben vor allem im Westen des Landes ihre kleinen Fincas. Industrielle Großbetriebe gibt es im Land nicht.
An Hängen mit fruchtbarer, vulkanischer Erde werden Arabicas der Varietäten Caturra, Typica oder neuerdings auch Geisha angebaut. In besonders vielfältigen Mischkulturen mit einheimischen Pflanzen, Tieren und meist ohne künstliche Wasserzufuhr gedeihen die Kaffee-Sträucher auf relativ kleinen Flächen und werfen teilweise sehr hochwertige Bohnen ab.
Panama versucht immer mehr, zu einem Land zu werden, das für ganz besondere Kaffeequalität bekannt ist. Landesinterne Kaffeewettbewerbe ziehen internationales Publikum an, und viele Bauern achten mittlerweile auf umweltschonenden, natürlichen Anbau und profitieren vom Direct Fair Trade. Übrigens werden viele der einheimischen N´gobe Bugle Indianer auf den Plantagen beschäftigt, die Beschäftigungsbedingungen und Löhne liegen über dem mittelamerikanischen Durchschnitt.
Die Kaffees Panamas
Der Geisha-Kaffee stiehlt allen anderen Kaffees Panamas die Show. Als teuerster Kaffee der Welt hat er vor allem in Asien für Aufsehen gesorgt und Panama als Kaffeeland bekannt gemacht. Geisha ist eine aus Äthiopien stammende Arabica-Varietät, die besonders resistent gegen Kaffeerost ist. Mit ihrer spektakulären Aromenvielfalt bei fast nicht vorhandenem Körper erzielen Geisha-Bohnen Preise von bis zu 1200 $ pro Kilogramm. Besonders süßliche und blumige Noten stechen hervor und überraschen Kaffeetrinker, denn nach klassischem Kaffee schmeckt Geisha nur entfernt. Gerade deshalb ist er in den traditionell Tee trinkenden Ländern Japan und China zum Verkaufsschlager geworden.
Auch die „normalen“ Kaffees Panamas werden als sanft und ausgewogen beschrieben. Mit dezenter Säure und blumigen Aromen werden sie weiterhin internationale Kundschaft begeistern.
Puerto Rico
Puerto Rico ist weltweit für Kaffee bekannt. Vor etwas über hundert Jahren war der kleine Inselstaat der größte Kaffeeproduzent der Welt. Heute spielt jedoch vor allem der Tourismus die zentrale Rolle, denn die Insel bietet traumhafte karibische Strände, einen hohen Lebensstandard und eine einzigartige Kultur. Kaffee verliert gegenüber der Textilindustrie sowie der Produktion von Rum und Zucker zunehmend an Bedeutung.
Hauptgründe dafür sind die in den letzten Jahrzehnten gesunkenen Kaffeepreise, während andere Produkte im Wert stiegen. Außerdem ist Puerto Rico ein Außengebiet der USA, mit einem höheren Preisniveau, besserer Bildung und Gesundheitsversorgung als in vielen anderen karibischen Staaten. Die hohen Löhne machen den Kaffeeanbau teuer. Neuerdings versuchen Kaffeebauern mithilfe US-amerikanischer Subventionen und geschickter Marketingkampagnen, die Produktion des weltberühmten puerto-ricanischen Kaffees wieder anzukurbeln.
Kaffeeanbau in Puerto Rico
In Puerto Rico werden hauptsächlich Arabicas der Sorten Typica, Bourbon und Catimor angebaut. Auf kleinen, meist familiengeführten Plantagen wachsen die Pflanzen in gut durchdachten Mischkulturen. Im Vergleich zu anderen mittelamerikanischen und karibischen Ländern wird hier besonders darauf geachtet, möglichst viele Nutzpflanzen zu integrieren, was die Effizienz der Plantagen überdurchschnittlich macht.
Trotzdem sind die Produktionskosten aufgrund der hohen Löhne sehr hoch, sodass sich der Anbau nur für absolute Spezialitätenkaffees lohnt. Dank einer lebendigen Kaffeekultur und zahlreicher Touristen ist der Kaffeeverbrauch auf der Insel hoch, die eigene Produktion deckt jedoch nur etwa ein Drittel. Die restlichen zwei Drittel werden importiert, und exportiert werden nur geringe Mengen puerto-ricanischen Kaffees.
Puerto-ricanischer Kaffee
Kenner schätzen puerto-ricanischen Kaffee trotz der rückläufigen Produktion sehr, manche halten ihn sogar für den besten der Welt. Er zeichnet sich durch dezente Säuren, einen vollen, nachhaltigen Körper und kaum Bitterkeit aus. Besonders spannend sind die ungewöhnlichen Aromen, die von Zeder über Mandel bis hin zu Kräutern reichen.